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Die Bundesstraße 1 (Abkürzung: B 1), ist eine Bundesstraße in Deutschland und erstreckt sich von der niederländischen Grenze bei Aachen im Westen bis zur heutigen polnischen Grenze in Küstrin-Kietz an der Oder.

Bekannteste Teilstrecken sind heute der Rheinufertunnel in Düsseldorf, der Ruhrschnellweg bzw. die A 40 im Ruhrgebiet, mit 155.000 Kfz pro Tag eine der meistbefahrenen Strecken Deutschlands, die historische Glienicker Brücke als Grenzbrücke zur Zeit der deutschen Teilung und die Straßenführung in Berlin, die große Teile ost- und westdeutscher Geschichte repräsentiert.

Die Straße entwickelte sich aus einer alten Handelsstraße zu Zeiten Christi Geburt über den Hellweg und die Via Regia zur mit 1392 Kilometer langen Reichsstraße 1, die von der deutsch-belgischen Grenze vor Aachen über das Ruhrkohlerevier, Magdeburg, Berlin und Königsberg bis an die deutsch-litauische Grenze führte und damit die längste je existierende deutsche Straße darstellte. In der DDR hieß sie Fernverkehrsstraße 1 bzw. in der Kurzform F 1.

Geschichte[]

Die Bundesstraße 1 folgt in großen Teilen dem Verlauf einer uralten Handelsroute, die von der belgischen Nordseeküste beim früheren Hafen Brügge bis in die russische Stadt Nowgorod führte. Auf dieser Route wurde schon vor 2000 Jahren Handel getrieben. Der griechische Mathematiker, Geograph und Astronom Ptolemäus (100–175) erwähnt die Straße in seiner „Erdbeschreibung“ als eine alte Heer- und Handelsstraße. Diese Route führt in ihrem wichtigen Teil östlich des Rheins durch das heutige Nordrhein-Westfalen unmittelbar an der Grenze der norddeutschen Tiefebene zum Mittelgebirge vorbei, dem Haarstrang. Nördlich des Haarstrangs in der Soester Börde und wieder nordwestlich von Magdeburg liegen die fruchtbarsten Ackerböden Deutschlands. Seit uralten Zeiten waren die Leute dieser Gegenden aufgrund der Fruchtbarkeit des Bodens immer schon relativ wohlhabend und verkauften die Ackerbauprodukte weithin. Viele Wege dieser Route heißen Hellweg, Handelsweg oder Salzhandelsweg. Einige Salinen liegen an dieser Route (Unna / Bad Königsborn, Werl und Bad Sassendorf bei Soest).

Um das Jahr 1000 n.Chr. entwickelte sich die Straße zur „Via Regia“, der ottonischen Königsstraße von Aachen nach Magdeburg, die im rheinisch-westfälischen Bereich auf den noch älteren „Hellweg“ zurückgeht.

Somit hielt sich der Bau der späteren Reichsstraße 1 an alte Handelswege.

Reichsstraße 1[]

Die Reichsstraße 1 im Netz der Reichstraßen führte über 1.392 km (kurz R 1) von Aachen über Jülich, Düsseldorf, Essen, Dortmund,Soest, Paderborn, Hameln, Hildesheim, Braunschweig, Magdeburg, Potsdam, Berlin, Altlandsberg, Küstrin, Landsberg (Warthe), Konitz, Dirschau, Elbing, Braunsberg, Königsberg, Insterburg und Gumbinnen bis nach Eydtkuhnen an der damaligen deutsch-litauischen Grenze. Sie war die längste je existierende deutsche Straße.

Das Reichsstraßennetz und somit auch die R 1 gründete sich auf die in den zwei Jahrhunderten zuvor geschaffenen Pflasterstraßen, genannt Chausseen. Deren lange Bauphase begründete sich darauf, dass sich die Trasse durch Gebiete damals verschiedener Planungshohheiten mit unterschiedlichen Interessenlagen zog. Bereits um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Straße am westlichen Ende zwischen Aachen und Jülich befestigt. Die Chaussee zwischen Unna und Hörde in der preußischen Grafschaft Mark wurde 1788 begonnen. Hier konnte sich Freiherrn vom Stein durchsetzen, der den Straßenbau gegenüber anderen Verkehrsmitteln favorisierte. Durch Vertrag mit der Essener Fürstäbtissin konnte zwei Jahre später der Fortbau der Chaussee über das Stiftsterritorium begonnen werden, um die Verbindung der Kohlereviere zum preußischen Gebiet Kleves herzustellen.

Hingegen setzte Friedrich II. in Brandenburg zunächst auf den Ausbau des Kanalsystems. Daher folgte hier der Chausseebau erst nach den Napoleonischen Kriegen. Lediglich der Straßenabschnitt zwischen Berlin und Potsdam wurde bereits 1792 erbaut, eine weitere Strecke bis Brandenburg 1799 fertiggestellt. Erst im Jahre 1824 war der Straßenbau zwischen Berlin und Magdeburg vollendet. Seit 1828 führte die Straße bis Königsberg. Ab 1831 wurde der Bau in Richtung Insterburg fortgesetzt und 1835 bis zum östlichen Ende bei Gumbinnen fertiggestellt.

Im Westen wurde der Straßenbau mit dem 1818 vollendeten Abschnitt zwischen Unna und Werl nach Osten fortgesetzt.

Zu jener Zeit war die heutige Bundesstraße 7 über Hagen, Wuppertal und Düsseldorf eine bevorzugte Ost-West-Verbindung und wurde bereits 30 Jahre früher fertiggestellt. Sie lief als „Alternativroute“ zur Straße in Richtung Essen durch die Gebiete früher Industrialisierung im Herzogtum Berg.

Der zwischen 1926 und 1932 erbaute Ruhrschnellweg über Essen ersetzte die historische Streckenführung über Ratingen, Kettwig, Werden, Steele, Höntrop, Lütgendortmund und Asseln.

Am 17. Januar 1932 wurden zur Verbesserung der Orientierung im Deutschen Reich die wichtigsten Fernstraßen numeriert. Seit 1934 kennzeichnet die bekannte gelbe Nummerntafel mit schwarzer Schrift diese Straßen. Zu dieser Zeit kam auch der Bau der Reichsautobahnen in Schwung, der zwischen 1936 und 1938 eine Neuordnung der Reichsstraßen und auch der Reichsstraße 1 erforderlich machte. Im Continental-Atlas von 1934 findet sich noch das Reichsstraßennetz in seiner Gründungsversion. Dort ist die R 1 über Hannover eingezeichnet, die Strecke von Hameln über Hildesheim bis Braunschweig als Reichsstraße 78. Nachdem Anfang 1937 die Reichsautobahn 6 (heute A 2) zwischen Berlin, Magdeburg und Hannover fertiggestellt wurde, führte die R 1 nun im Abschnitt zwischen Hameln und Braunschweig nicht mehr über Hannover, sondern über Hildesheim. Der Abschnitt über Hannover wurde in die Reichsstraßen 217 und 65 aufgeteilt. Damit war der Verlauf der Reichsstraße 1 von 1945 und weitgehend auch der heutigen Bundesstraße 1 zementiert.

Die Entwicklung nach 1945[]

Nach dem Krieg wurde das System der Reichsstraßen-Nummerierung beibehalten. Nach Bildung der Bundesrepublik (einschließlich Berlin (West)) erhielten die westdeutschen Straßen allerdings ein „B“ für Bundesstraße vor ihrer Nummer, wogegen die DDR das alte „R“ durch ein „F“ für Fernverkehrsstraße ersetzte. Aus der R 1 von Aachen bis Ostpreußen wurde so im Westen die B 1 von Aachen bis Helmstedt, und in der DDR die Fernverkehrsstraße 1 von Morsleben bis zur Grenze Potsdam/Berlin (West) und anschließend vom Potsdamer Platz in Berlin (Ost) bis Kietz. Das alte Nummernsystem wurde aber auch in der DDR beibehalten, so dass nach der Wende aus den F-Straßen einfach B-Straßen werden konnten.

Im Jahr 1945 bis zur Deutschen Wiedervereinigung wurde die ehemalige Reichsstraße 1 durch den innerdeutschen Grenzverlauf, so dass die Straße auf beiden Seiten zu einer „Sackgasse” wurde. Auf westdeutscher Seite wurde etwas nördlich die etwa 2 km lange Bundesstraße 1a gebaut, um die Bundesautobahn 2 sowie die westlichen Abfertigungsanlagen des Autobahngrenzüberganges infrastrukturell zu erschließen. In Ost-Berlin war die F 1 das wichtigste „Einfallstor“ vom Osten her in die Stadt und auch innerstädtisch eine der bedeutendsten Straßen. Man nutzte sie als „Propagandameile“, auf der jeweils zum 1. Mai und zum 7. Oktober Paraden stattfanden.

Von 1954 bis 1963 wurde der Ruhrschnellweg zur vierspurigen Schnellstraße und zur A 40 ausgebaut. Die Streckenführung zwischen Aachen und Neuss wurde auf die Autobahnen A 544, A 44, A 46 und A 57 verlegt.

Die wichtige Funktion des Ost-West-Verkehrs im Bereich der B 1 nimmt jedoch heutzutage die nördlicher verlaufende Autobahn A 2 ein, die vom Ruhrgebiet über Hannover nach Berlin führt.

In den ehemalgen deutschen Ostgebieten in Polen, Russland und Litauen, sind die Reststücke der alten R 1, wie das übrige alte deutsche Straßennetz, bis heute in Nutzung. Da die Straßen sich überwiegend noch im Urzustand befinden, sind Spezifika des deutschen Straßenbaus vor 1900, wie die gewölbte Pflasterfläche und später begrünte Seitenbefestigungen, noch zu erkennen.

Streckenverlauf[]

  • Die Bundesstraße 1 beginnt heute im Aachener Ortsteil Vaalserquartier an der deutsch-niederländischen Grenze. Der Streckenabschnitt zwischen Aachen und Neuss wird durch die A 544, die A 44 sowie die A 46 und A 57 markiert. Sie überquert zwischen Neuss und Düsseldorf über die Josef-Kardinal-Frings-Brücke den Rhein, bildet in Düsseldorf das Rheinuferpanorama, vereinigt sich dann kurzzeitig mit der B 7 und B 8, um dann die Stadt als A 52 nordostwärts zu verlassen. Die B 1 verlässt diese beim Kreuz Breitscheid, überquert die Ruhr in Mülheim an der Ruhr und bildet dort als A 40 und Ruhrschnellweg 155.000 Kfz pro Tag eine der meistbefahrenen Strecken Deutschlands. Nach der Durchquerung von Essen und Bochum endet die A 40. Der Ruhrschnellweg markiert den Weg der B 1 weiter und durchquert Dortmund als Rheinlanddamm und Westfalendamm. Er endet dann in Holzwickede. Von dort führt die Bundesstraße 1 als Landstraße über Unna, Werl, Soest, Paderborn, Hameln, Hildesheim und durch Braunschweig als Helmstedter Straße. Weiter geht es über Helmstedt, Magdeburg, Brandenburg an der Havel und Potsdam über die historische Glienicker Brücke bis nach Berlin, wo sie ein kurzes Stück von Steglitz bis Schöneberg über die A 103 führt. Im Berliner Zentrum führt die B 1 als Potsdamer Platz, Leipziger Platz, Alexanderplatz und Karl-Marx-Allee ein geschichtsträchtiges Leben. Vom Alexanderplatz an ist die Streckenführung bis Müncheberg identisch mit der Bundesstraße 5. Dort zweigt die Bundesstraße 1 ab und endet am Grenzübergang zu Polen bei Küstrin.

Die B 1 übernimmt in den meisten Orten und Städten, die sie durchquert, eine zentrale Hauptstraßenfunktion.

Literatur[]

  • Seibt, Ferdinand (Hrsg.): Transit Brügge-Novgorod: Eine Straße durch die europäische Geschichte; Ausstellungskatalog; Bottrop, Essen 1997; ISBN 3-89355-148-4
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